Der Schwerpunkt meiner sozial­wissenschaft­lichen Arbeit wird seit langem von der Aufgabe bestimmt, den Sachverhalt eines kausalen Zusammenhanges von Geschlecht und NS-Verbrechen aufzuklären.
Das lässt sich auch aus einer Reihe von thematischen Verdichtungen in meinem akademischen Lebenslauf ablesen.

Einige thematische Verdichtungen in meinem akademischen Lebenslauf

Als Soziologiestudentin an der Universität in Frankfurt hörte ich Vorlesungen und besuchte Seminare der jüdischen Remigranten Theodor W. Adorno und Max Horkheimer. Meine Diplomarbeit schrieb ich bei Jürgen Habermas (Suhrkamp, Frankfurt/M: Soziale Kontrolle abweichenden Verhaltens, 1972). Ich folgte der habermas’schen Entdeckung der amerikanischen empirischen Sozialisationsforschung und entschied mich für ein entsprechendes Promotionsstudium an der University of Minnesota.
Um die NS-Vergangenheit meiner elterlichen Familie aufzuarbeiten, nahm ich die psychotherapeutischen Interpretationen von NS-Oppositionellen in Minneapolis/St. Paul und München in Anspruch.
Als ausgebildete Sozialwissenschaftlerin engagierte ich mich in Deutschland dafür, dass die Geschlechterforschung institutionalisiert wurde.
Die Geschlechterfrage in der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit machte ich zum Thema meiner Habilitationsarbeit.
Für ein in München zu gründendes NS- Dokumentationszentrum arbeitete ich daran mit, geschlechterspezifisch Aufgaben und Programme zu entwickeln.
Der Schwerpunkt meiner sozialwissenschaftlichen Arbeit wurde von der Frage bestimmt, ob es einen kausalen Zusammenhang von Geschlecht und NS-Verbrechen gibt.

Ich verstehe meine Arbeit als Beitrag zu einer sozial­wissenschaft­lichen Analyse der Strukturen und Prozesse, durch die die NS-Verbrechen zustande gekommen sind und die die Perspektiven auf beide Geschlechter integriert.

Meine Arbeit setzt die Frauen- und Geschlechterforschung fort, die immer wieder gezeigt hat, welche große Bedeutung die soziale Struktur „Geschlecht“ nicht nur für die unmittelbaren Beziehungen zwischen Menschen, sondern gerade auch für die Gestaltung von Gesellschaft und Staat hat.

Bei dem früheren Zusammenhang von Männern und Frauen hat es sich um eine Geschlechtergemeinschaft gehandelt, aber gleichzeitig um eine asymmetrische Gemeinschaft, in der Männer vor allem in der Öffentlichkeit dominierten und deshalb besonders gefährdet waren, sich an der Verbrechenspolitik zu beteiligen.